Der Prozesstag begann wieder um 09:00 Uhr. Schön zu sehen, dass auch die Kundgebung ab 08:00 Uhr wieder gut besucht war.
Es ging weiter mit der Vernehmung von Roos durch die vorsitzende Richterin und der Frage, wem eigentlich welche Sachen in welchen Tüten und Schränken gehören. Geklärt werden konnte das nicht, dafür wurde umso mehr gestritten.
Roos erzählte davon, was sie am Abend der Festnahme der Drei noch gemacht hat. Nach der Festnahme sei sie noch zu einem anderen Einsatz gefahren. Danach habe sie sich wieder mit den Dreien beschäftigt. Noch in der Nacht sei sie mit einer Hundeführerin und einem „Gegenstandspürhund“ (was genau so einer kann oder nicht, konnte nicht geklärt werden, sie sei ja keine Hundeführerin) wieder in den Park gefahren. Der Hund sollte „Gegenstände finden, die vor kurzer Zeit von Menschen angefasst wurden“. Die Suche blieb nach Angaben der Zeugin ergebnislos. Man habe absolut nichts in dem – öffentlichen – Park gefunden. Nach einigem hin und her rutschte ihr doch heraus, dass ein anderer Gegenstand gefunden worden sei. Allerdings nicht vom Hund, sondern von der Hundeführerin. Also dann doch nicht nichts. Was gefunden wurde, wollte sie aber nicht sagen. Es sei ein anderes Verfahren eingeleitet worden. Darüber zu sprechen sei nicht von ihrer Aussagegenehmigung gedeckt. Zumindest war sie sich da sehr unsicher. Praktischerweise hatte das LKA vor kurzem eine Nummer nur für Fragen aus dem Verfahren eingerichtet. Auf mehrfaches Drängen der Verteidigung ließ sich Richterin Paust-Schlote dann dazu herab, die Funktionsfähigkeit dieser Nummer auszuprobieren. Und drei Mal dürft ihr raten. Es ging niemand ran. Am Ende blieb es dabei, dass Roos sich weigerte, eine ungefilterte Aussage zu der Nacht zu machen. Das Problem sollte dann von ihr bis zum nächsten Prozesstag mit ihrer Dienststelle rückgesprochen werden…
Dann geschah etwas für die Zeugin anscheinend absolut Unvorhersehbares:
Die vorsitzende Richterin fragte sie doch tatsächlich nach Ermittlungshandlungen außerhalb der Festnahme. Also alles, was danach kam. Stille. Einige Momente der Nervosität und des angestrengten Nachdenkens später die Antwort: „Aber, aber, aber darauf bin ich doch nicht vorbereitet! Das ist doch gar nicht mein Beweisthema heute!“
Sie habe Sorge, dass das, was sie sagen könnte, dann nicht vollständig wäre. Komisch, vorher konnte sie aus ihrer Erinnerung doch problemlos jedes noch so kleine Detail wiedergeben. Wahrscheinlich eine besondere Form der selektiven Wahrnehmung oder Wiedergabefähigkeit.
Da die Richterin aber trotzdem darauf bestand, dass sie es versuchen solle, stammelte sie sich durch Erinnerungsfetzen der auf die Festnahme folgenden Monate. Nicht vollständig war eine gute Einschätzung.
Damit endete der Tag gegen 15:30 Uhr. Das nächste Mal soll die Vernehmung weitergehen. Also auf ein Neues mit wahrscheinlich auf wundersame Weise zurückgekehrten Erinnerungen.
Nächster Prozesstag: 14.05.2020 – 09:00 Uhr